Chatzimarkakis und die „Harvard-Zitierweise“

[Jetzt auch mit Nachtrag zur „Oxford-Zitierweise“]

Im Ehrloskodex pseudopromovierter Politiker/innen scheint es ein zentrales Gebot zu geben: Wenn du erwischt wirst, gib deinen Fehltritt keinesfalls zu. Sprich stattdessen von „vergessenen Fußnoten“ (Guttenberg) oder schwadroniere selbstkritisch darüber, dass deine Dissertation „kein Meisterstück“ sei und dass die Universität das doch eigentlich hätte merken müssen (Koch-Mehrin).

Oder mach es wie Georgios Chatzimarkakis und bestehe darauf, alles richtig gemacht zu haben. Deute an, dass du eine Zitiermethode verwendet hast, die „Anlass zu Missverständnissen“ gebe. Behaupte einfach, dies sei die „Harvard-Zitierweise“, das klingt seriös und nach akademischer Elite und man wird dir sicher glauben.

Eins steht im Ehrloskodex aber offensichtlich nicht, oder wenn, dann hat Chatzimarkakis nicht genau nachgelesen: Wenn du derlei Absurditäten von dir gibst, achte darauf, dass das niemand hört, der sich mit so etwas auskennt.

Eine Harvard-Zitierweise gibt es tatsächlich, aber mit der Collage aus fremden Texten, die Chatzimarkakis anstelle einer Dissertation eingereicht hat, hat diese nichts, aber auch gar nichts zu tun.

Damit die Übernahme fremder Texte als Zitat durchgeht, sind zwei Dinge vonnöten: Erstens muss klar signalisiert werden, dass es sich um die Worte eines Anderen handelt, wo die zitierte Passage beginnt und wo sie endet. Zweitens muss die Quelle angegeben werden.

Ersteres geschieht durch eine von zwei Arten: Entweder, die zitierte Passage kommt in Anführungszeichen, oder (wenn es eine längere Passage ist) sie wird deutlich vom Fließtext abgesetzt, z.B. in dem sie nach Links eingerückt und/oder in einer kleineren Schriftgröße dargestellt wird.

Die Harvard-Zitierweise hat mit dieser Kennzeichnung nichts zu tun, hier handelt  es sich um eine bestimmte Art, die Quelle eines Zitats zu nennen. In der Guttenbergschen Plagiatsdiskussion ging es ja viel um Fußnoten, sodass der Eindruck entstehen konnte, Quellen seien in wissenschaftlichen Werken grundsätzlich durch solche zu kennzeichnen. Das ist aber eher in den Geisteswissenschaften im engeren Sinne der Fall. In den Sozial- und Naturwissenschaften nennt man stattdessen die Quelle typischerweise direkt im Fließtext, indem man Nachname des zitierten Autors, Veröffentlichungsjahr und Seitenzahl in Klammern direkt hinter (oder manchmal auch vor) die zitierte Passage schreibt. Nehmen wir an, man wolle den folgenden Satz aus Alexander Siedschlags Werk Neorealismus, Neoliberalismus und postinternationale Politik von 1997 zitieren (der sich dort auf Seite 153 findet): Weltpolitik sei nicht mehr international und auch nicht mehr transnational, weil sich die zur Definition derartiger Politikbegriffe immer notwendigen nationalen, regionalen oder wenigstens politikfeldbezogenen Grenzen nicht länger aufrechterhalten ließen.

Nach der Harvard-Zitierweise würde das dann zum Beispiel so aussehen (wobei der um das Zitat herumstehende Text frei erfunden ist):

Nach Siedschlag(1997, S. 153) erfährt die Weltpolitik im Postinternationalismus eine radikale Neuausrichtung: Sie ist „nicht mehr international und auch nicht mehr transnational, weil sich die zur Definition derartiger Politikbegriffe immer notwendigen nationalen, regionalen oder wenigstens politikfeldbezogenen Grenzen nicht länger aufrechterhalten ließen.“ Dies hat eine Reihe von Konsequenzen, die im Folgenden zu diskutieren sein werden.

Oder es könnte so aussehen:

Nach Siedschlag erfährt die Weltpolitik im Postinternationalismus eine radikale Neuausrichtung:

Weltpolitik sei nicht mehr international und auch nicht mehr transnational, weil sich die zur Definition derartiger Politikbegriffe immer notwendigen nationalen, regionalen oder wenigstens politikfeldbezogenen Grenzen nicht länger aufrechterhalten ließen. (Siedschlag 1997, S. 153)

Dies hat eine Reihe von Konsequenzen, die im Folgenden zu diskutieren sein werden.

Im Literaturverzeichnis fände sich dann die komplette Literaturangabe.

Ich habe Chatzimarkakis’ Dissertation überflogen, aber mir ist nicht aufgefallen, dass er irgendwo die Harvard-Zitierweise verwendet hätte. So weit ich das sehe, nennt er Quellen grundsätzlich in Fußnoten.

Entscheidend ist dabei, dass er — und genau das macht ihn zu einem Plagiator — die zitierten Passagen weder einrückt, noch in Anführungszeichen stellt. Über Dutzende von Seiten schreibt er wortwörtlich von anderen Autoren ab, ohne in irgendeiner Weise daraufhinzuweisen, dass es sich nicht um seine eigenen Worte handelt. Ab und zu streut er eine Fußnote ein, in der er auf die Quelle hinweist, aus der er da gerade abschreibt, aber er tut dies auf eine Art, die seine Hinterlist nur steigert. Erstens setzt er sie beliebig an irgendwelchen Stellen im abgeschriebenen Text, zweitens leitet er sie mit einem „vgl.“ ein. Dieses „vgl.“ steht für vergleiche, und hat eine genau definierte Bedeutung: Es bedeutet, dass eben nicht zitiert wird, sondern dass sich an entsprechender Stelle ähnliche Ideen finden bzw. dass dort zu findende Argumente mit eigenen Worten wiedergegeben werden.

Ein schönes Beispiel (hunderte weiterer finden sich auf VroniPlag) ist das folgende. Zunächst eine Seite aus dem oben erwähnten Werk von Siedschlag (hier auf Google Books zu finden):

Siedschlag (1997, S. 153)

Siedschlag (1997, S. 153)

Und hier die Seite 151 aus Chatzimarkakis’ Dissertation (die komplett hier heruntergeladen werden kann):

Chatzimarkakis’ Dissertation, Seite 151

Chatzimarkakis’ Dissertation, Seite 151

Wie klar zu erkennen ist, bestehen die ersten beiden Absätze von Chatzimarkakis’ Abschnitt 9.3 fast wortwörtlich aus dem zweiten und vierten Absatz von Siedschlag (1997, S. 153). Schon die kleinen Umformulierungen deuten dabei klar darauf hin, dass Chatzimarkakis hier nicht zitiert, sondern plagiiert, denn beim Zitieren verändert man keinesfalls den Wortlaut der zitierten Passage. Vor allem aber verweist Chatzimarkakis in einer Fußnote mit einem „Vgl.“ auf Siedschlag, suggeriert also, dort stünde möglicherweise etwas ähnliches wie bei ihm. Und er tut das nach dem ersten Absatz, schreibt dann aber munter weiter ab, sodass der Eindruck entstehen muss, der Verweis auf Siedschlag gelte nur für den ersten Absatz. Am Ende des zweiten Absatzes setzt Chatzimarkakis eine Fußnote, die auf ein Werk eines Autors namens Rosenau verweist — diese Fußnote ist aus der von Siedschlag zitierten Passage entnommen, vermutlich hat Chatzimarkakis dieses Werk nie in den Händen gehalten.

Solche Plagiate dokumentiert VroniPlag auf über 70 Prozent der Seiten von Chatzimarkakis Dissertation (das hier zitierte Beispiel ist findet sich hier).

Die Universität Bonn, die Chatzimarkakis Mitte des Monats seinen Doktorgrad aberkennen wird, tut das also nicht, weil er eine Zitierweise verwendet hat, die man dort — etwa aus Provinzialität — nicht kennt, sondern, weil er die Gedanken und Worte anderer in einem Umfang als die eigenen auzugeben versucht, der eine klare Betrugsabsicht vermuten lässt. Das ist nicht die „Harvard-Zitierweise“, sondern die so genannte „Alcatraz-Zitierweise“.

 

[Nachtrag: Bei Anne Will sprach Chatzimarkakis statt von der Harvard-Zitierweise plötzlich von der „Oxford-Zitierweise“, getreu dem Motto, sein dreistes Plagiat hinter den Namen möglichst vieler wohlklingendender Eliteuniversitäten zu verstecken. Auch die „Oxford-Zitierweise“ existiert tatsächlich, aber auch sie bezieht sich einzig und allein darauf, wie die Quelle angegeben wird — sie spezifiziert ein bestimmtes Format für Fußnoten.

Keinesfalls erlaubt diese Zitierweise aber das Weglassen von Anführungszeichen oder den Verzicht auf Einrückung der zitierten Passagen. Damit keine Missverständnisse aufkommen, falls Chatzimarkakis plötzlich anfängt, von Cambridge-, Yale- oder Sorbonne-Zitierweisen zu reden, sage ich es noch einmal ganz laut und in Rot:

ES GIBT AUF DER GANZEN WEITEN WELT KEINE ZITIERWEISE, BEI DER MAN AUF EINE KENNZEICHNUNG DES ZITATS (INKLUSIVE ZITATANFANG UND ZITATENDE) VERZICHTEN DARF.

GIBT ES NICHT.

NIRGENDS.

HAT ES AUCH NIE GEGEBEN.

WIRKLICH NICHT.]


54 Kommentare on “Chatzimarkakis und die „Harvard-Zitierweise“”

  1. […] Bonn in den nächsten Wochen offiziell aberkennen wird und über den wir auch bei DE PLAGIO schon geschrieben […]

  2. Egalo sagt:

    Dreist. Man kann gar nicht so viel fressen, wie man …

  3. Ich war selbst nach dem Chazimarkakis-Interview ein wenig verwirrt, hab mich dann aber schlau gemacht über die Harvard-Zitierweise und festgestellt, dass sie weitgehend dem entspricht, wie wir (Computer)Linguisten gemeinhin auch zitieren. Und dass Chatzmarkakis sich da irgendwas zusammenreimt. Eine solche Verteidigungstaktik ist vor den Augen derjenigen, die das Geschäft der Anfertigung wissenschaftlicher Arbeiten kennen, natürlich fürs Gesäß. Demzufolge fragt man sich, weshalb die (Bald-)ExDoktoren aus der Politik sie immer wieder bemühen. Die traurige Antwort ist wohl, dass Politiker sehr wohl darum wissen, dass die Wahrheit nicht gleichmäßig unterm Volk verteilt wird: Schon Guttenberg wurde von weiten Teilen der Bevölkerung abgenommen, dass es sich lediglich um ein „Fußnotenproblem“ handelte, das irgendwelche Erbsenzähler furchtbar aufbauschen. Koch-Mehrin und Chazimarkakis schmeissen einfach andere Nebelkerzen, in der Hoffnung, dass das Thema eh irgendwann durch sein wird, weil keiner, der nicht täglich damit zu tun hat, mehr durchblickt im Fußnoten-, Bewertungskriterien- und Zitierweisen-Dickicht.
    Das macht eine solche Einrichtung wie de_plagio aber nur noch wichtiger. Deshalb vielen Dank!

    • Fußfehler sagt:

      Ich fürchte, der Junge hat einfach keine Ahnung vom Zitieren überhaupt – und sondert einfach nur Sprechblasen ab. Für einen Politiker täglich Brot.

  4. Das ist aber eher in den Geisteswissenschaften im engeren Sinne der Fall. In den Sozial- und Naturwissenschaften nennt man stattdessen die Quelle typischerweise direkt im Fließtext, indem man Nachname des zitierten Autors, Veröffentlichungsjahr und Seitenzahl in Klammern direkt hinter (oder manchmal auch vor) die zitierte Passage schreibt.

    Und das ist noch nicht mal etwas Neues. Die Zitierweise (Autor Jahr Index : Seitenzahl) geht auch. Auf das S. kann verzichtet werden. Sowas lernte jeder angehende Sozialwissenschaftler bereits im letzten Jahrhundert, zumindest dann, wenn er die richtigen Dozenten hatte, die sich auch im internationalen Wettbewerb befanden. Hängt wohl von der Fakultät und den Ordinarien ab. An manchen Universitäten ist Politikwissenschaft, die Disziplin in der Chatzimarkakis promoviert hat, eher traditionell geisteswissenschaftlich ausgerichtet, oder modern in Richtung der empirischen Sozialwissenschaften. Wenn Chatzimarkakis jetzt wirklich behaupten will, seine Plagiate seien keine und lediglich Missverständnisse aufgrund der Zitierweise, sollte man ihm ohne Federlesen gleich den M. A. von 1993 aberkennen.

    Btw: Allein beim schnellen Querlesen der Dissertation verspürt man einen beinahe körperlichen Schmerz. Eine rein qualitativ verfasste Arbeit in einer Darstellung, die keinerlei durchgängige Standards hat. Fünfeinhalb Seiten Literaturverzeichnis. Wer hat denn den mit diesem dürren Teil überhaupt promoviert?

    LG
    RelativKritisch Redaktion

  5. Dierk sagt:

    Es wundert mich schon, dass sich die Söhne und Töchter der Kirche des Heiligen Plagiatus so viel Arbeit machen. Ich könnte verstehen, wenn sie einfach kopieren, einfügen und fertig. Aber noch umformulieren? Das ist nicht nur anstrengend, sondern schreit geradezu ‚Ich Sack will mit fremder Leistuing groß werden! Und halte euch für zu blöd, es zu merken!‘. Was soll das?

    Abgesehen davon schreibt Herr Siedschlag besser, deutlich zu sehen bereits im ersten kopierten Satz.

  6. Grumpf, das ist mir wohl ein Abschluss-Tag misslungen. Vielleicht kann das jemand korrigieren. Danke.

  7. […] als Plagiator überführt und von der Universität Bonn den Doktortitel entzogen, wehrt sich weiter mit skurrilen Ausreden gegen den Nachweis, die „Grundsätze der guten wissenschaftlichen Praxis“ verletzt und sich […]

  8. Lothar Wiedmann sagt:

    Wer für seinen Artikel nicht mit seinem Namen zeichnet stellt sich mit dem Plagiator auf eine Ebene und hat in diesem Blog wohl nichts zu suchen.

    Lothar Wiedmann

    • Stephan W. Schmidt sagt:

      Da setze ich 5 (i.W. fünf) Ausrufungszeichen dahinter!

    • astefanowitsch sagt:

      Erstens sehe ich in diesem Blog niemanden, der für seine Artikel nicht mit seinem Namen zeichnet; es gibt bestenfalls Kommentare, bei denen das nicht der Fall ist. Zweitens ist es eine absurde Behauptung, dass ein anonym oder unter Pseudonym abgegebener Kommentar in einem Blog in irgendeiner Weise mit einer plagiierten Dissertation zu vergleichen wäre.

      Kommentare in diesem Blog werden nicht aufgrund der Identität ihrer Autor/innen bewertet, sondern aufgrund ihres Inhalts und der Stringenz ihrer Argumentation. Ob man seine Identität ganz, teilweise oder gar nicht preisgeben möchte, bleibt den hier Kommentierenden selbst überlassen.

    • worlov sagt:

      So viel ich mich erinnern kann, kämpften die Wissenschaftler früher (vor > 10 Jahren) gegen Anonymität im Internet: Man sollte sich in den Diskussionen mit vollem Namen anmelden, sonst wurden die Einträge schlicht ignoriert bzw. gelöscht. Jetzt scheinen die Wissenschaftler schon selbst vom Virus der Anonymität zu befallen 😉

      • astefanowitsch sagt:

        Ach, „die Wissenschaftler“ kämpften früher gegen Anonymität im Internet? War das bevor oder nachdem sie eine neue Waffe entwickelten, während eine Million Mütter Schokoladenkuchen backten?

      • Jali sagt:

        Im Usenet war es mal so, dass man üblicherweise unter seinem richtigen Namen gepostet hat, das war aber lange vor dem „ewigen September“. Unumstritten war diese Regel aber nie, und wurde von Board zu Board anders gehandhabt. Von einem „Kampf der Wissenschaftler gegen Anonymität“ kann da nicht die Rede sein. Es ging darum, was als höflich galt.

    • sreusch sagt:

      Ich verstehe diesen Einwand auch nicht, schließlich ist die Identität der verantwortlichen Personen dieses Blogs hier ganz öffentlich auf der „Unter uns“-Seite einsehbar.

    • Wotan Liedmann (real name) sagt:

      Tja, heißt du wirklich Lothar Wiedmann oder tust du nur so? Namen sind, na was?

  9. „… sie wird deutlich vom Fließtext abgesetzt, z.B. in dem sie nach Links eingerückt“

    Bin ich also mit meiner Links/Rechts-Schwäche nicht allei 😉

    • Wotan Liedmann (real name) sagt:

      Man kann auch nach links (nicht Links) einrücken, aber dann wird’s mit dem Papier knapp. Vielleicht ist das ja Chatsis (Er)Lösung? Die Gänsefüßchen sind links runtergepurzelt.

  10. Heinrich sagt:

    Mal ehrlich. Ich habe auch etwas in der Doktorarbeit des guten Herrn Chatzimarkakis herumgeblättert.

    Für mich wirkt das alles aber weniger wie absichtliches Plagieren, sondern hat mich viel mehr sehr an meine Schulzeit erinnert, als man es einfach nicht besser wußte und unter wissenschaftlichen Gesichtspunkten wirkliche Katastrophenarbeiten als Fach-/Seminararbeit abgab. (und am Ende dachte tatsächlich noch dachte, dass die sogar gut wären)

    Im Ergebnis bleibt es sich gleich, die Befähigung zum eigenständigen wiss. Arbeiten ist nicht vorhanden. Ob Vorsatz oder Fahrlässigkeit vorlag, darüber lässt sich in diesem Fall aber womöglich noch am ehesten streiten.

    • apokalyst sagt:

      Nunja, ob Vorsatz oder Fahrlässigkeit – die Antwort auf diese Frage lässt sich meiner Meinung nach recht deutlich in Chatzimarkakis Reaktion ablesen – welche eben Leugnung ist, unter Hinweis auf eine Zitierweise, die er, wie hier sehr gut nachgewiesen wurde, überhaupt nicht benutzt.
      Darüber hinaus: Klar, wissenschaftliches Arbeiten muss man erstmal erlernen. Aber wenn man bis zur Doktorarbeit gekommen ist, weiß man zumindest, wie es eigentlich gehen sollte.

    • Stephan W. Schmidt sagt:

      Bitte?!
      Wir sprechen hier nicht über einen Schulaufsatz oder eine Praktikumsarbeit o.ä., auch nicht über einen Bericht, Brief oder BlaBlaBla-Schreiben, sondern über eine wissenschaftliche Arbeit, die bei erfolgreicher Begutachtung & Verteidigung mit einem Dr-Titel gekrönt oder belohnt wird!
      Es ist schon merkwürdig, dass es philosophische, sozialwissenschaftliche, also eher „trockene“ theroretische Bereiche sind, in denen plagiatiert wird ohne Ende und zufällig vermeintlich erfolgreiche Poltiker der jüngeren Generation beim Schummeln (das ist jetzt extrem freundlich ausgedrückt!) erwischt werden.
      Mir als zweifach diplomierten Ingenieur, der sich die Diplomarbeiten jeweils hart erarbeitet hat und seine Doktorarbeit aus finanziellen Gründen seinerzeit abbrechen musste, geht der Hut hoch, wenn ich dieses verlogene Politikervolk bei dem krampfhaften Versuch der Verteidigung ihrer Bescheißerei erleben muss! Diese Betrüger oder im Falle GC mutmaßlichen Betrüger, werden auch noch mit öffentlichen Geldern bezahlt – noch schlimmer!
      …und die allein erziehende Mutter mit 2 Kindern muss jeden Cent für ihre Kinder mit seitenlangen Anträgen bergünden…
      JA, Vergleich hinkt, aber die Doktorarbeit eines Herrn zu Guttenberg, einer Frau Koch-Merin und wohl auch des Herrn GC mit wissenschaftlichen Arbeiten zu vergleichen, hinkt nicht minder! Da ich selbst wissenschaftliche Arbeiten verfasst habe, fühle ich mich von den Genannten und auch anderen Betrügern auf diesem Gebiet, zu tiefst beleidigt!
      Nein, ich fordere keine Entschuldigung, wohl aber von den Genannten und Erwischten den Verzicht auf Zuwendungen aus der öffentlichen Kasse!
      Nur mal so am Rande: Hat Herr zu Guttenberg eigentlich einen Pensionsanspruch aus öffentlichen Kassen?

      • Schnee sagt:

        …und die allein erziehende Mutter mit 2 Kindern muss jeden Cent für ihre Kinder mit seitenlangen Anträgen bergünden…

        Ohje…meine Ma war alleinerziehend mit 2 Kinder – hatte ihr Dr.-Arbeit abgebrochen (liegt noch im Schrank) da ihr verfetterter fauler x-Mann unbedingt SELBER promovieren musste. Trotzdem kann sie ganz gut für sich selbst sorgen – auch ohne Dr. med.vet..

  11. Dirk sagt:

    Gerade bei Anne Will hat der gute Mann die ganze Zeit von einer Oxford Zitierweise berichtet… Scheinbar ist er wirklich nur verwirrt und hat da etwas durcheinandergebracht. Sogar die Universitäten, wo er war.

    Die Frage, ob er plagiiert hat, finde ich eindeutig zu beantworten und dies ist im Artikel geschehen. Was ich aber immer wieder erstaunlich finde, denn auch bei Guttenberg kam das nicht zur Sprache, ist ein Aspekt: Selbst wenn diese Zitierweise irgendwie richtig wäre, betrachte man die Arbeit doch dann noch einmal. Dann bleibt nämlich an selst geschriebenem Text so wenig Substanz übrig, dass ich in mancher Seminararbeit bereits mehr eigenes geschrieben habe. Dass dies einer Doktorarbeit völlig unwürdig ist, kann niemand bestreiten. Und das ist doch auch der Grund für das plagiieren – Sonst hätte er es doch auch richtig kennzeichnen können.
    Und ich finde die Faulheit dieser Leute beschämend. Es hätte nicht viel zeit und Arbeit bedurft, alle diese Passagen umzuformulieren. Er hätte einfach seine eigenen Worte wählen müssen, statt Copy&Paste zu betreiben. Dazu ist noch nicht einmal Gehirnschmalz erforderlich, da es simple Formulierungen wären (der Kern einer Doktorarbeit sollte ja eigentlich eine neue Erkenntnis sein, welche im Normalfall mit deutlich mehr Gehirnschmalz erarbeitet wird). Dass man dann noch nicht einmal sich bemüht, diese reine Fleißarbeit durchzuführen, ist mir völlig unverständlich – Und das bei einer Arbeit, die doch so eine lange Entstehungsgeschichte hat. Wegen dieses mangelnden Fleißes halte ich diese Personen auch für völlig ungeeignet, öffentliche Ämter zu bekleiden.

    • Stephan W. Schmidt sagt:

      Jupp, so ist es!

      Nur den Fleiß würde ich den heiligen PlagiatorenInnen nicht absprechen wollen, denn Abschreiben war vor der „copy & paste“-Ära schon eine aufwendige Arrbeit :-).
      Dass das reine Abschreiben nicht wirklich eine wissenschaftliche Arbeit ist, das sind wir uns komplett einig! (Ich glaube diese reinen Abschreibübungen wurden in der Grundschule getätigt, als Laufdiktat oder eben pure Abschreibübungen, um das Schriftbild zu verbessern.)

  12. anton maier sagt:

    wer sich fragt warum chatzimarkis so krass und dreist nebelkerzen zündet, lügt und ablenkt, kann ich das hier empfehlen:

    ganz klar persönliche motive die ihn in die kognitivie dissonanz zwingen

    und der beitrag ist mal eine sternstunde des privaten fernsehen 🙂

    • anton maier sagt:

      minute 5:10 link falsch eingebettet…

    • Stephan W. Schmidt sagt:

      Wenn ich so etwas höre, geht mir der Hut hoch…
      GC sinngemäß bei Minute 4:13: …wissenschaftliches Arbeiten heißt zum größten Teil Abschreiben… d.h. Dinge, die in der Wissenschaft schon bekannt sind, zusammen zu tragen, klar zu belegen,… und dann aber auch zu einem neuen Schluß zu kommen…
      Allein für diesen Blödsinn gehört ihm der Doktortitel und eigentlich auch jeder andere akademische Titel abgenommen!

    • Stephan W. Schmidt sagt:

      vergessen:
      Auffällige Parallele zu Herrn Guittenbergs Verteidigung des Plagiats ist die Entschuldigung, er habe die Doktorarbeit nebenbei (im Urlaub) geschrieben und sonnst einen stressigen Job im Stab von Kinkel gehabt.
      Ich stelle GC jetzt ne Kerze ins Fenster 😦

  13. Ich sag es mal so. Jemand vom Fach, der sich diese „Doktorarbeit“ mal eben so durchliest, muss unmittelbar erkennen, dass eine sechsjährige Beschäftigung mit der Erbringung dieser „Leistung“ kaum in Deckung zu bringen ist. Das Teil ist so schlecht („collagiert“), dass ich mich frage, wie das überhaupt zur Promotion angenommern werden konnte.

    Die Plagiatsprüfungen sind ja recht formal. Auf den Inhalt schaut kaum jemand mehr. Das war schon im Falle KTG so. Hier machen es sich die Universitäten allzu leicht. Diese plagierten Dissertationen werfen ein gant schlechtes Licht auf die Doktormütter und – väter. Weil aus Plagiiertem gar keine Qualität entstehen kann.

    Freundliche Grüsse
    Klaus Schweikart
    Redakteur Wissenschaftsgeschichte | Wissenschaftskommunikation | Physik
    & Astronomie
    RelativKritisch
    http://www.relativ-kritisch.net/

  14. Hans Werth sagt:

    Der Ankläger hieß am 03.07. bei Anne Will „MdB Chatzimarkakis“, der sich quasi als vom Internet politisch Verfolgter outete … das waren doch äußerst befremdliche, leicht aggressive Rechtfertigungstöne. Wie wäre es mit einem Bußgeldkatalog für Angehörige von Verfassungsorganen, die plagiieren – analog zum ’scharfen‘ Verkehrsrecht, wo der Richter sagt, es interessiert nur, dass – aber keinesfalls mildernd warum, das Rotlicht überfahren wurde …

    Es mutet schon sehr dreist an, die sog. „Harvard-Schreibweise im Fließtext“, als Ausrede zu benutzen. Denn es ist keine besondere „Harvard-Zitierweise“, sondern eine (leserfreundliche) kurze dort übliche Quellenbezeichnung, die im Literaturverzeichnis eindeutig identifizierbar darzustellen ist. Wären im Musterfall Siedschlag … z.B. mehrere Werke betroffen, werden die Titel der Werke mit a) b) c) angegeben, das Jahr (Siedschlag, b) 1991, xx) und ggf. weitere Abweichungen im Verzeichnis benannt. Es geht dabei nur darum, Wiederholungen etc. zu vermeiden. Bei juristischen, philosophischen, letztlich bei allen Arbeiten im Bereich der Geisteswissenschaften an deutschen Universitäten, gelten zweifelsfrei die eingangs dargestellten unverzichtbaren Kennzeichnungen, ausnahmslos mit „Anführungszeichen“ und ggf. Hinweise, wenn der ‚gekürzte Zitattext verändert werde(n)‘ musste, um grammatikalischen Regeln zu entsprechen. Ebenso Auslassungen […] innerhalb des Zitats. Einfache ‚Anführungszeichen‘ weisen auf im Original vorhandenes Zitat usw. Nummerierte Anmerkungen, als Fußnoten oder aufgelistet zum Schluss, erläutern evtl. Besonderheiten oder Ergänzungen zum Quellenmaterial, z.B. bei Übersetzungen, das kann lokal variieren. Internettexte werden ebenso präzise „zitiert“ und mit korrektem Link angegeben. Lokal unterschiedlich ist nur die ergänzende Angabe (Aufruf vom …).
    Die Behauptung, dass anstelle dieser eindeutigen Zitatkennzeichnung und Herausstellung des Quellenmaterials es „unterschiedliche“ Praxis an den Unis sei, könnte sich allenfalls darauf beziehen, dass der Verlag genannt oder weggelassen, oder die Reihenfolge von Ort und Jahr variiert wird. Aus internationalen Zeitschriften wissen wir, dass diese Kennzeichnungen nicht nur in Deutschland Standard sind.
    Dass ausgerechnet in Bonn Anführungszeichen verzichtbar sein sollen, erscheint doch als verblüffende „Neuerung“, die der urheberrechtlichen „schöpferischen Leistung“ als aus ‚vollen Quellen‘ schöpfen, eine neue Bedeutung verleiht …
    Ist ein mandatierter Bundespolitiker, der so agiert, zu akzeptieren? Während Abiturienten oder Schüler an Fachschulen etc.pp., die bei kleinen „Schummeleien“ in der Abschlussarbeit auffallen, ohne Abschluss „fliegen“ oder andere Personen wegen „Kleinigkeiten“ ihren Job und Ansprüche ohne jede Rücksicht „fristgemäß“ verlieren?

  15. tolleidee sagt:

    Politiker als Gesamtplagiate

    man vergisst die Motivation mit der Politiker einen Doktortitel anstreben. Die meisten sind in der Phase, wenn sie die Doktorarbeit schreiben, längst auf eine politische Karriere programmiert, haben einen übervollen Terminplan und benötigen den Titel als Abrundung ihrer Selbstinszenierung (Kompetenz zeigen!). Wie der Titel zustande kommt ist dabei sekundär (ich bin mir sicher, dass sich manche auch von „freien Mitarbeitern“ helfen lassen). In einer Zeit, in der Politiker Reden halten, die sie weder geschrieben haben noch selbst verstehen, in denen sie Gesichtsfarben von Maskenbildnerinnen erhalten, die sie immun gegen Erröten machen, in der Biografien ebenso nachgezogen werden, wie die Konturen der Augenbrauen, in der das Färben der Haare über die Außenwirkung entscheidet und eine Frisör namens Christoph Walz eine Kanzlerin erst regierungsfähig macht, in einer solchen Zeit ist das „Erschleichen“ eines Doktortitels nur Teil eines Gesamtkonzeptes, das einzig und allein dazu dient, uns das vorzuführen, was wir sehen wollen.

    Die Aufdeckung der „Plagiatsfälle“ und die öffentliche Empörung über die Unehrlichkeit sollen uns davon überzeugen, dass ansonsten noch alles mit rechten Dingen zugeht und der authentische ehrliche Politiker der Normalfall sei.

    Nein. Das Plagiat ist Methode, das Original die Ausnahme. Wo ist ein Wehner, der mit einer bissigen Bemerkung jeden forschen Frager in die Schranken weist? Wo ist ein Helmut Schmidt, der mit Zigarettendampfgetriebenem Hirn jede Schwachstelle in der Argumentation erkennt und dann – unerhört – auch noch beim Namen nennt? Bei unseren Medienkompatiblen Volksvertretern gibt es keine Hitzköpfe, denn das Politbarometer lässt kein Fieber zu.

    Natürlich haben Politiker auch heute eine Botschaft, vertreten eine Meinungen und versuchen diese durchzusetzen. Aber nur, wenn Sie absehbar auf breite Akzeptanz stößt. Natürlich haben sie eine Kontur – aber nur, wenn diese ins Breitbandformat unserer Bildschirme passt und selbst in Full-HD keine Dellen aufweist. Also wird nachgeschliffen, gebohnert und auf Hochglanz poliert. Nichts ist real, alles ist schön, jeder ist kompetent, alle tun alles zu unserem Besten …. weil wir es so wollen.

    Paul Bangemann

  16. monologe sagt:

    Spätrömische Dekadenz. Nicht vergessen! Man könnte meinen, das ist der Grund, weshalb die Liberalen den Westerwelle abserviert haben: der hats auf den Nenner gebracht. Das ist gerade so, als plärre ein Mitglied der ehrenwerten Familie, dies Land sei durch und durch mafiös.

  17. Mir stößt bei allen bisherigen Fällen auf, daß sich die
    Plagiatoren stets abwiegelnd dahinter verstecken,
    ihre „Tat“ sei ja nur eine Ordnungswidrigkeit.

    Es ist lediglich nicht (einfach) nachweisbar, daß einem
    … anderen ein Vermögensschaden–
    entsteht.

    http://dejure.org/gesetze/StGB/263.html

    Dringend sollte der §263 durch einen $263b -Dissertationsbetrug-
    ergänzt werden.

  18. Soph sagt:

    Ich bin ob der Anwürfe hier ein wenig irritiert. Das mag damit zusammenhängen, dass ich derzeit an meiner Abschlussarbeit sitze, die aus einem ähnlichen Bereich stammt wie die Arbeit Chatzimarkakis‘. Vorweg, ich habe mir dessen Arbeit nicht angesehen, glaube aber unbesehen, dass sich in der Arbeit viele oder überweigend solche Stellen finden lassen.

    Was mich irritiert ist, dass eine solche Vorgehensweise in meinem bisherigen Studium stets noch als erlaubte Paraphrase gewertet worde wäre (wenn man außer Acht läßt, dass er einen weiteren Absatz nicht markiert hätte). Gegebenfalls wäre ihm aus meiner bisherigen Erfahrung der Gepflogenheiten an meinem Institut höchstens aus der Summe und dem Umfang der (unpräzise abgegrenzten) Paraphrasen in einer Dissertation ein Strick zu drehen gewesen.

    Ich habe eben noch einmal den Rumpf meiner Arbeit angesehen und komme – glücklicherweise – auf maximal drei bis vier solcher Paraphrasen auf beinahe achtzig Seiten, sodass für mich erst einmal kein großer Aufwand anfällt, diese gegebenfalls ‚eigenständiger‘ zu formulieren. Allerdings fiel mir dabei das Problem auf, dem auch Chatzimarkakis zum Opfer gefallen sein könnte:

    1. In Bonn könnte ebenso wie an meiner Universtität das Paraphrasieren als konforme wissenschaftliche Arbeit gelten.
    2. Paraphrasen, auch nur leicht veränderte, sind demnach am Institut oder Fachbereich zulässig, sofern sie nicht grundsätzlich und durch die ganze Arbeit vorgenommen werden.
    3. Eigenständiges Arbeiten bemisst sich dann daran, diese Quellen Zitate wie Paraphrasen sinngemäß darzustellen und in eine eigene Argumentation einzufügen.
    4. Mit zunehmender Bedeutung (Proseminar-, Hauptseminar-, Abschlussarbeit, Diss usw.) der Arbeit sollte der Anteil der eigenen Bewertung und Bearbeitung steigen, die Qualität dieser ebenso.

    Ich weiß nicht, aus welchen Disziplinen die hier Kommentierenden stammen, allerdings muss ich aus meiner Erfahrung sagen, dass die eine angesprochene Stelle den eindeutigen Fehler enthält, einen weiteren paraphrasierten Absatz nicht konform zu kennzeichnen, was alleine ein schwerwiegender Fehler ist (oder auch Absicht). Aus dem Umstand, dass es sich dabei um ein Paraphrase handelt, würde nach meiner Erfahrung allerdings noch kein Plagiat angenommen werden. Nehmen wir noch einmal meine eigene Abschlussarbeit aus dem sozialphilosophischen Feld: Meine klare Arbeitsanweisung ist, auf etwa 60 Prozent der Arbeit die wesentlichen Merkmale der mir vorgegebenen Autoren klar und deutlich nachzuzeichnen – diese Primärquellen werden zitiert. Außerdem soll zugleich der aktuelle wissenschaftliche Stand reproduziert werden – dies überweigend in Paraphrasen. Drittens soll der Rest der Arbeit aus einer eigenen Bewertung der dargestellten Primär- sowie Sekundärliteratur bestehen. Ich habe in dem Fall niemals etwas anderes gelernt, als Paraphrasen in diesem Sinne zu nutzen. Es wurde auch niemals etwas an den Paraphrasen bemängelt

    Chatzimarkakis hat eindeutig viel paraphrasiert, allerdings ist dies in meinen Augen und nach meiner Erfahrung nicht zwangsläufig mit einem Plagiat wie etwa bei Guttenberg gleichzusetzen. Das ‚vgl.‘, so habe ich es gelernt (evtl. auch Chatzimarkakis), diene im Grunde zur Kenntlichmachung der Paraphrase.

    • astefanowitsch sagt:

      Paraphrasen sind an jeder Universität der Welt erlaubt, aber Paraprasieren erfordert eben, dass man seine eigenen Worte verwendet. Was Chatzimarkakis hier (und an allen anderen von VroniPlag als Plagiat gewerteten Stellen) tut, ist aber kein Paraphrasieren sondern die direkte Übernahme fremder Texte, manchmal mit geringfügigen Änderungen in Satzstruktur oder Wortwahl. Wenn Ihre Abschlussarbeit solche Passagen enthält, rate ich Ihnen ganz dringend dazu, diese in Ihren eigenen Worten neu zu formulieren. Ich halte es angesichts der Tatsache, dass solche Plagiate auf 70% der Seiten seiner Dissertation zu finden sind, ausgeschlossen, dass Chatzimarkakis dachte, er paraphrasiere hier. Und wenn er es tatsächlich dachte, wäre diese grobe Fehleinschätzung des eigenen Tuns Grund genug, ihm Titel und Mandat zu entziehen.

      • Soph sagt:

        Das nimmt schon einiges meiner Irritation weg.

        Meine an Chatzimarkakis erinnernden Paraphrasen sind alle deutlich anders aufgebaut. Zwar habe ich an einigen Stellen die Wortwahl übernommen, dann aber in Fällen, in denen diese Begriffe zum fachbezogenen Wortschatz gehören, und obendrein habe ich den Satzbau deutlich anders angelegt, da sie meistens in ziemliche Satzkonvolute meiner eigenen Prägung als Nebensätze eingeschoben sind und damit in der syntaktischen Form ohnehin dem Original nicht mehr auf drastische Weise gleichen können. Wortwahl und Satzbau sind niemals zu gleicher Zeit übernommen und nur geringfügig verändert. An den wenigen zweifelhaften Stellen bricht es mir aber sicherlich keinen Zacken aus der Krone, wörtlich zu zitieren, wenn dadurch jedes Missverständnis verhindert wird.

        Somit kann ich dann auch deutlicher verstehen, worin der Plagiatsvorwurf gegenüber Chatzimarkakis besteht. Zumal er in der oben angeführten Stelle eine Begriffsdefinition angibt, die man allemal besser hätte wörtlich zitieren können, sofern sie für die Arbeit zentral gewesen wäre.

    • sreusch sagt:

      In naturwissenschaftlichen Abschlussarbeiten geht man mit dem wissenschaftlichen Schreiben sogar noch genauer vor. Hier werden selbst paraphrasierte Abschnitte mit dem jeweiligen Autorennamen und Jahr der Publikation versehen, aus der eine Idee in den Text integriert wurde. Kein Wunder also, dass die Wissenschaft Sturm läuft.

  19. Es gibt zudem auch keine Zitierform, in der man das Zitat an seinen eigenen „Sprachduktus“ anpasst.

  20. Da krieg ich Plag sagt:

    Paraphrasieren heißt umformulieren. Man nimmt Überlegungen eines anderen Verfassers, fasst sie in eigene Worte und fügt sie in den eigenen Gedankengang ein. Die Tatsache, dass die Ausführungen auf fremden Gedanken beruhen kennzeichnet man, z. B. durch „vgl.“.

    Übernimmt man etwas wörtlich, kennzeichnet man es als Zitat, durch An- und Abführung oder Einrückung. Eine Paraphrase erfolgt niemals wortwörtlich. Das sind zwei sehr verschiedene Paar Schuhe, und ich kann mir nicht vorstellen, dass das irgendwo ernsthaft anders gehandhabt wird.

    Vor allem aber – und hier hat Chatzimarkakis gestern mit der Anmerkung, er habe die Zitate dem eigenen Duktus angepasst, ein großes Eigentor geschossen: Wenn man etwas wörtlich übernimmt, hierbei aber geringfügige Änderungen des Textes übernimmt, hat man das Ganze nicht nur als Zitat zu kennzeichnen, sondern auch SÄMTLICHE Veränderungen am Text (die im Übrigen auf ein Minimum zu beschränken sind), üblicherweise in eckigen Klammern. Und sei es nur ein ausgelassenes Wort oder ein veränderter Kasus. Das geht ja sogar soweit, dass man üblicherweise Rechtschreib- und Grammatikfehler im Original belässt und mit dem berühmten [sic!] kommentiert. Auf keinen Fall aber geht man hin, und biegt sich das Ganze mal eben zurecht, wie einem lieb ist, ohne darauf hinzuweisen, dass es sich hier a) um einen fremden Text handelt, den man b) verändert.

    Gerade dies, einen übernommenen Text leicht abzuändern, dies aber nicht zu kennzeichnen, ist ja ein beliebter Trick, um Plagiate zu kaschieren. Dies hat Guttenberg getan, indem er die entsprechenden Stellen mit Schwurbelwörtern anreicherte, die seinem eigenen Stil entsprachen (vgl. Vorwort). Dies hat Chatzimarkakis getan, wenn er etwa einen Text aus einem ganz anderen Kontext (Umweltpolitik) inhaltlich „unwidmete“, indem er das Ganze wörtlich übernahm bis auf den Hinweis auf die Umweltpolitik, den er entsprechend ersetzte.

    Hätte Chatzimarkakis korrekt gearbeitet oder arbeiten wollen, hätte er die genannten Stellen als Zitat gekennzeichnet UND seine „Anpassung an den Duktus“ obendrein. Statt dessen hat er eine Alibi-Fußnote gesetzt, von der nicht klar ist, auf was genau an Text sie sich eigentlich bezieht, und dann lässt er seine Veränderungen am Text auch noch völlig unerwähnt.

    Eindeutiger geht’s nicht.

    Und noch etwas: Wenn ich fremde Textstellen als Zitate in meine Arbeit einbaue, dann bette ich sie in meinen Gedankengang ein. Bei einer Paraphrase stellt sich das Problem nicht, weil man hier eine fremde Überlegung ja selbst neu formuliert und somit alles ineinander übergeht. Ein Zitat aber hat immer einen Kontext, mit dem man zu ihm hinführt, es einordnet etc. Denn ein Zitat sollte nur verwendet werden, wenn man einen Grund dafür angeben kann: Es muss etwas besonders anschaulich, überzeugend, originell oder kontrovers darstellen, so dass man es eben besser selbst nicht formulieren könnte. Gerade das aber fehlt etwa bei Guttenberg oder Chatzimarkakis. Die zitieren absatz- bis seitenweise, ohne mit einem Wort zu erläutern, warum sie diese Passagen für zitierenswert halten. Sie zitieren sie nicht, weil sie einen besonderen Wert für ihre wissenschaftlichen Betrachtungen haben oder etwas besonders prägnant auf den Punkt bringen, sie zitieren sie – großflächig -, weil sie zu faul waren, selbst zu formulieren.

    Und weil nicht auffallen soll, in welchem Ausmaß sie das tun, bringen sie keine oder irreführende Nachweise, verändern die Zitate, ohne das zu belegen etc.

  21. Rosenkranz007 sagt:

    Die philologische Seite des Problems ist eigentlich hinreichend geklärt und dokumentiert. Mich interessiert nur noch die politische Seite. Man darf unterstellen, daß Chatzimarkakis (laut Vita sieben Jahre bis zum Magister, „Forschungsaufenthalt in Oxford“, diverse Uni-Lehraufträge mit Korrekturverpflichtungen, wie ich annehme!) genau weiß, daß seine „Dissertation“ das berühmte Papier nicht wert ist…
    Er kämpft m. E. nur noch um sein EU-Mandat. Üppigste Privilegien, überschaubare Verpflichtungen, die Abwesenheit jeglicher Kontrolle, jeder so gewaltig wie sein Mundwerk – das Paradies auf Erden. Also wirft er Nebelkerzen, spielt in Talkshows die verfolgte Unschuld und setzt – wie Koch-Mehrin – auf Unkenntnis und das große Vergessen, zumindest bis zur nächsten Europawahl. Vielleicht hat er sich dann seine Altersversorgung ersessen, wer weiß. Durchkommen wird er damit hoffentlich nicht.

  22. Aberhallo sagt:

    Koch-Mehrin und Chatzimarkakis sind ein Paradebeispiel für Opportunismus und schamlosen Karrierismus. Warum unterstützt die FDP diese Witsfiguren eigentlich noch?

  23. […] Folgenden, liebe WissenschaftlerInnen, sehen Sie aus aktuellem Anlass Beispiele für Zitationen in den ins Gerede gekommenen “Harvard- und […]

  24. […] nicht zustande bringt, dann ist das keine „Methodenschwäche“ und keine in Harvard oder Oxford übliche Zitierweise. Wenn man übernommene Textstellen nicht kennzeichnet, dann ist das ein Plagiat!). Eine Leserin hat […]

  25. […] Minuten lang über Jorgo Chatzimarkakis und die ihn telefonisch erreichende Nachricht, dass seine „Zitierweisen“ gerade bei VroniPlag aufgeflogen sind. Von den „Doktorfahndern“ ahnt wohl niemand, dass […]

  26. chimpsky sagt:

    Unfassbar.
    Wirklich unfassbar, diese Dreistigkeit.

  27. […] Dr. Anatol Stefanowitsch erläutert die beiden Zitierweisen namens “Harvard-Zitierweise” und “Oxford-Zitierweise” und zieht am Ende das […]

  28. […] schlecht merkt. So ging’s wohl auch dem Herrn Abgeordneten, neulich sprach er noch von Harvardzitierweise. Macht nix, ist ja auch eine ausländische Renommieruniversität. Seine kleine Methodenschwäche […]

  29. […] Verteidigung gegen die Plagiatsvorwürfe verwies sich Herr Chatzimarkakis auf sogenannte Harvard-Zitierweise, die er in Oxford mal gelernt und in seiner Doktorarbeit verwendet hatte . Was er da alles für […]

  30. Gaston sagt:

    „Siedschlag(1997, S. 153) erfährt …“

    Vor die linke Klammer muss aber eine Spatium gesetzt werden.

  31. Lob! sagt:

    Schöner Artikel!

  32. Stg Pepper sagt:

    Bitte zitiere richtig, wenn du schon dermaßen kritisierst.
    Wir reden hier im allgemeinen über einen Sachverhalt, den wir nicht Einschätzen können. Diese Debatte gehört in die Wissenschaft und nicht in die Medien.
    Hier werden voreillig anschuldigungen ausgesprochen. Der Mann hat wohl den schwierigsten Dr, den unsere Wissenschaften zu bieten haben inne. Er räumt teilweiße methodische Fehler bei seiner Arbeit ein.
    Die Note der Arbeit sagt schon einiges aus, mit einer 3 werden wahrscheinlich nicht mal 1% der deutschen Doktorarbeiten benotet, also man kann von einer sehr schlechten Note sprechen.

    • astefanowitsch sagt:

      Soll sich dieser Kommentar auf den Originalbeitrag beziehen? Dann möchte ich folgendes feststellen: a) Ob Sie den Sachverhalt einschätzen können, weiß ich nicht, aber ich kann es (und muss es von Berufs wegen können). b) Diese Debatte gehört in die Wissenschaft UND in die Medien. Aber dieses Blog wird von Wissenschaftlern betrieben, insofern ist Ihre Forderung hier ohnehin erfüllt. c) Hier werden keine voreiligen Anschuldigungen ausgesprochen, hier werden einfache, gut dokumentierte Wahrheiten festgestellt. d) Den „schwierigsten Dr.“? Bei allem Respekt vor den Kollegen Historikern, aber das ist wohl ein Witz. e) Chatzimarkakis’ Arbeit enthält keine „methodischen Fehler“, sie enthält massive Betrugsversuche.


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